Die Hexe vom Gerlosstein

Unterhalb der Gerlossteinwand liegt die Alm Gerlosstein. Dort trieb vor Zeiten, als der Ziller noch "die Holzene" hieß, eine Hexe ihr Unwesen. Sie machte dem Melker auf der Alm tagein, tagaus viel zu schaffen. Besonders gern verhexte sie ihm die Milch im Kübel, sodass er trotz aller Mühe nicht buttern konnte.

Da kam eines Tages ein Jäger vorbei und bat den Melker um einen Schluck "Kübelmilch", das ist Buttermilch.

"Eine Kübelmilch tat ich dir gern geben, wenn ich kübeln könnte", sagte der Melker.

"Kriegst öfter Besuch?" wollte der Jäger wissen.

"Ja, eine Almerin kommt hie und da zu mir."

"Dann kann ich dir helfen", meinte der Jäger. Er trat aus der Hütte und kam mit zwei Zirbenzapfen zurück, die er über der Tür befestigte. Der Melker solle sie dort lassen, trug er ihm auf, dann ging er wieder.

Anderntags kam das Weibsbild wieder, hielt sich jammernd den Bauch und bat den Melker, er möge die Zapfen vom Türstock entfernen. Weil sich der Bursch ihrer erbarmte, nahm er einen der Zapfen ab. Da tat die Hexe einen Schnaufer und verschwand. Von da an hatte der Melker auf Gerlosstein seinen Frieden.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 73.