Die Karter vom Schiedhof

Nahe dem Joch, das in den Pinzgau hinüberführt, liegt eine schöne Alm, "Schiedhof" genannt. Dort waren einmal drei junge Burschen in Dienst. Die Arbeit ging ihnen leicht von der Hand, und daneben hatten sie allerlei Dummheiten im Kopf. Einmal saßen sie bis spät in die Nacht beim Kartenspiel und ließen dabei die Schnapsflasche fleißig in der Runde kreisen. Plötzlich schrie einer:

"Jetzt spielen wir um einen Sack voll Geld!"

"Woher nehmen und nicht stehlen?", lachten die anderen.

"Mir egal, woher es kommt, und wenn's der Teufel selber bringen muss!"

Im selben Augenblick war ein Sturm in der Luft, und gleich darauf fuhr der Leibhaftige durch den Kamin und warf einen Sack voll Geld in die Stube.

"Wünsch guten Abend!", lachte er meckernd. "Aufg'spielt jetzt! Euer zwei mögen den Geldsack teilen, der dritte aber gehört mir!"

Da wurden die drei Almer freilich ziemlich stad. Am liebsten hätten sie den Besucher draußen gehabt. Da war aber nichts mehr zu machen, sie mussten spielen. Der zuerst am lautesten gewesen war, hatte jetzt am meisten Angst, dass er das Spiel verlieren könnte. Da kam einem der Almer der rettende Gedanke.

"Weißt was", wandte er sich an den Teufel, "wir sind heut' schon ziemlich müd' vom langen Spiel. Bleib' bei uns über Nacht, und morgen spielen wir die Sach' aus."

Dem Teufel war es recht. Er streckte sich auf dem Hüttenboden aus und ließ bald ein lautes Schnarchen hören. Da sprang der gewitzte Bursche nach Gerlos hinaus und holte den Pfarrer. Als der in die Hütte trat, gab es dem Teufel einen Riss. Der Geistliche streckte ihm das geweihte Kreuz entgegen, und schon floh der Schwarze zum Kamin hinaus. Den Sack hatte er zurückgelassen. Als der Pfarrer ihn öffnete, war nichts als Mist drin. Da verbrannten die Almer die Karten und ließen den Teufel künftig in der Hölle.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 66f.