AUSAPERUNGSFIGUREN

A. Heyl erwähnt in seinen Volkssagen die um die Zeit der Roggenernte am Venet sichtbar werdende Schneesichel, was dahin zu ergänzen wäre, daß sich links davon Jahr für Jahr ein Brotlaib bildet. Ist die Sichel das Zeichen für die Reife des Korns, so nehmen die Leute den Brotlaib als sichere Gewähr dafür,daß sie nun wieder auf ein Jahr durch des Schöpfers Gnade mit genügend Brot versorgt werden würden. In Zeiten der Mißernte und nachfolgender Hungersnot soll der Brotlaib ausgeblieben sein.

Gleichzeitig erblickte man am Leiner Kögele drüben deutlich die Zahl 7, was ebenfalls als Zeit der Ernte, die ja in den Juli, also den siebenten Monat des Jahres fällt, gedeutet wird.

Noch bevor diese Ausaperungsfiguren sichtbar werden, zeigen sich von Ende Mai bis spät in den Juni hinein Sense, Dengelstock und Wetzstein als die Symbole der Heuernte.

Die Berchten, die früher als Göttinnen der Fruchtbarkeit bei den Landleuten in hohem Ansehen standen, wollten damit für den bäuerlichen Arbeitskreis bestimmte Zeichen geben - Zeichen, die indes schon lange nur mehr als rein kosmische Erscheinungen betrachtet und gewertet werden.


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 23