AUS DER PESTZEIT

1611 und 1635 wütete gar arg die Pest. Kaum ein Haus in Imst, das der Würgengel verschonte. Die Namen der an dieser Massenseuche Verstorbenen sind im Sterbebuch leider nicht verzeichnet, es findet sich dortselbst bloß der summarische Vermerk: "Es grassiert die Pest."

Zwei alte Leute, Mann und Weib, gingen dazumal von Haus zu Haus, um Nachfrage über Pesttote zu halten. Die Leichen führten die zwei Unbekannten auf einem Karren hinweg, um sie, meist des Nachts, am "Bargle" drüben zu begraben. Gleichzeitig erbaten sie mit folgendem Sprüchlein ein Almosen:

"Gebt, solang ihr lebt -
seid ihr nimmer am Leben,
könnt ihr nichts mehr geben!"

Mit dem Aufhören der Pest verschwanden die beiden unerkannt, wie sie gekommen.


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 35