BEIM SCHEIBENSCHLAGEN

Am Scheibenbühel wurde noch in den Achtzigerjahren das aus heidnischer Vorzeit stammende Scheibenschlagen betrieben, und zwar regelmäßig am ersten Sonntag in der Fasten.

Man bestrich Holzscheiben mit Pech, entzündete sie, um sie sodann brennend den Hang hinunter zu treiben. Dazu schrien die über die Mädchen eine Art "Feme" veranstaltenden Burschen allerhand Sprüche, darunter folgenden:

"Wonne, Wonne, die Scheibe
will i weit aussetreibe!
Küechle in der Wanne,
Schmalz in der Pfanne -
flugs in die Eard',
daß d' Scheibe weit aussegeaht!
Die gheart dem N. N.,
ist o gar it schien,
daß er mag mit der und der giehn!"

Die meist massenhaft erschienen Zuschauer kargten natürlich nicht mit dem Beifall. Das Ende vom Lied waren Streitereien und Feindseligkeiten. Schließlich bemühten sich die Behörden, den zu grobem Unfug ausgearteten Brauch abzustellen, was jedoch nicht so leicht gelang.

Als aber eines Tages statt der üblichen zwölf dreizehn Scheibenschläger am Platze standen und dieser dreizehnte ein gar komisches und zugleich unheimliches Aussehen hatte, nahm alles vor ihm Reißaus. Man hatte ihn allgemein für den Gottseibeiuns gehalten. Auch den Kecksten war solcherweis das Scheibenschlagen verleidet worden.

Obermarkter Scheibenbühel: rechts des Bigeralpkreuzes
Unterstadt: oberhald d. Sirapuit


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 36