DER EWIGE JUDE IN BRENNBICHL

Ahasver, der dem kreuztragenden Jesus die Rast vor seinem Hause verweigert hatte und darum bis zum Jüngsten Tage unstet wandern muß, kommt alle paar Jahrhunderte einmal nach Brennbichl bei Imst. Sein Erscheinen soll jedesmal Unheil bedeuten. So kam er das letztemal an jenem Tage hieher, als der sächsische König tödlich verunglückte (9. August 1854).

Er pflegt dann die Leute zu fragen, wie die Gegend bei seinem letzten Hiersein ausgesehen habe; eine Frage, die ihm aber niemand beantworten kann. Das letztemal erzählte er den Brennbichlern, es hätte sich in der Nähe des Ortes früher ein großer See (Spiegelfreudensee?) befunden. Man erkennt den Rast- und Ruhelosen daran, daß er selbst während des Essens nicht stille stehen kann, sondern in einemfort den Tisch umkreist.

(Genaueres in "Mythen u. Sagen" von Alpenburg.)


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 47