DER NUIREITHPUTZ *)

Einer traf ein kleines, altimsterisch angelegtes Männchen schlafend in einem Heustadel, betrachtete es langezu, hatte jedoch nicht den Mut, es durch einen Zuruf zu erlösen.

Andere sahen in der "Nuireith" droben einen Reiter ohne Kopf, hoch zu Roß, der ein Pergament in den Händen hielt.

Einem Altimster begegnete dieser unter dem Namen "Nuireithgraf" bekannte Geist zu Fuß. Er reichte ihm seine Pergamentrolle hin. Als sie ihm der Bauer nicht abnahm, sagte das Gespenst:


"Wie bin ich so müde, wie bin ich so alt!
Dreimal Feld weiß ich und dreimal Wald.
Hätt'st mir's doch abgenommen
so muß ich halt wiederkommen
zu Kind und Kindeskind
bei Nebel und Wind."


Nach dem Volksglauben reitet er noch heutigen Tags mit zwei seiner Gefährten übers "Pfanneholz" **) und die hinhuschenden Schatten der Unerlösten künden jedesmal Schlechtwetter an.

*) Vergl: Die Nörgglhöhle aus „Sagen aus Tirol" von Jg. Zingerle. Nuireith: Wiesen am Sonneck (Hoch-Imst)
**) Pfanneholz: Almwiese oberhalb der Untermarkter Alm (zwischen Hochleger und Lift-Bergstation)


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 6