DIE FRANZOSENKUGEL IM MUTTERGOTTESBILD

Es war anno Neun. Franzosen ritten durch Imst, fühlten sich als die Herren im Lande, trieben allerorts derbe Späße. Durchs Gitterwerk der "Fissduemkapelle" 1) erblickten sie ein Muttergottesbild. Einer der Franzmänner legte nun seine Pistole an und traf das Bild durch die Schulter. Gleicherzeit verspürte er einen heftigen Schlag nach seinem Herzen, ritt noch taumelnd bis zum sogenannten "grünen Bankle" 2), brach dort zum Entsetzen seiner Kameraden leblos zusammen. Wie der herbeigerufene Arzt feststellte, hatte ihm die gleiche Kugel das Herz durchbohrt. Ein böser Zufall, erklärten es die Franzosen; eine Strafe des Himmels, behaupteten die Imster. Jedenfalls war der Frevler einem Gellschuß erlegen, die knapp hinter dem Bilde befindliche Steinmauer hatte das Geschoß zurückprallen lassen - doch weshalb gerade nach dem Herzen des ruchlosen Schützen?

Vistuemkapelle Imst

Vistuemkapelle Imst
© Tourismusverband Imst

Und das Seltsame: So oft man die durchlochte Bildstelle schon renovierte, immer wieder brach das Kugelmal durch, das auch heute noch für jedermann deutlich sichtbar ist.

1) Auf der rechten Seite der Thomas-Walchstr. kurz vor der Ortsausfahrt.
2) Einfahrt zur Tischlerei Koch.


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 25