DIE VERBANNTEN

A. Heyl erzählt in seinen "Volkssagen" von einem Salvösenputz, einem Ungeist, der schon vor undenklichen Zeiten in Gestalt eines Schweines in jene wildromantische Felsengegend, genannt "d' Salvöse", hineinverbannt wurde. Der Volksmund aber weiß noch von vielen anderen Unerlösten zu berichten, die ebenfalls gezwungenermaßen dort drinnen hausen, weil sie zu Lebzeiten Übeltaten verbrochen hatten. Darum bekreuzt sich schier ein jeder, der diese Schlucht passiert und manch einer wurde dortselbst von einem Putz genarrt.

Als einmal der Almmeister "Zenz" mit dem Kooperator Halbeis die Alm aussegnen ging, fiel jenem das sonderbare Gehaben des Priesters auf. Dieser betete und bekreuzte sich in einem fort, blieb immer wieder stehen, segnete und sprengte Weihbrunn nach der Salvösen hin. Kein Wunder, daß es dem Begleiter unheimlich wurde. Erst als sie wieder freie Sicht bekamen, wagte es der Almmeister, den Priester nach der Ursache seines sonderlichen Gehabens zu befragen. Der wegen seiner Frömmigkeit bekannte Geistliche antwortete: "Sie knieten alle reihenweis und baten um den heiligen Segen."


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 12