IMST - UMGEBUNG - GESCHICHTE

Imst ist als Siedlungsraum geografisch und damit auch klimatisch begünstigt: über dem Inntal gelegen, nach Norden durch einen Kranz von imposanten Bergen abgeschirmt. Seit der Bronzezeit im zweiten Jahrtausend vor Christi Geburt ist die Region Imst Siedlungsgebiet, Urnen aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. - ausgestellt im Heimatmuseum belegen dies. Die Siedlung lag an einer wichtigen Verbindungsroute der Römer, der Via Claudia Augusta, die Norditalien mit Süddeutschland verband. Heute lebt diese Verbindung in gemeinsamen Werbeaktivitäten wieder auf. Bereits 763 wird die Siedlung, genannt Oppidum "Humiste", urkundlich erwähnt. Im Laufe der Zeit wurde dann schließlich aus Humiste der heutige Name Imst. Sprachforscher übersetzen das mit "hervorsprudelnde Quelle".

Imst Quelle

Lange gehörte Imst zum bayerischen Herrschaftsbereich, kam aber über die Staufer schließlich an den "Architekten Tirols" Meinhard Il. und blieb von nun an ein Teil des Landes. Der legendäre Landesfürst erhob Imst 1282 zum Markt, was günstige Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung ergab. Fahrende Händler mussten ihre Waren in Imst lagern, was Einnahmen brachte und den Ort zum lokalen Zentrum machte. Die regionale Bedeutung von Imst beruhte auch darauf, dass hier ein Landgericht (später Bezirksgericht) amtierte. Freilich, die schon im 13. Jahrhundert in Aussicht gestellte Erhebung zur Stadt sollte noch einige Zeit auf sich warten lassen. Denn Bedingung war der Bau einer Stadtmauer, und dieser Bau unterblieb.

Anfang des 17. Jahrhunderts suchte die Pest in mehreren Wellen den Markt heim. Wächter wurden an den Wegen, die nach Imst führten, aufgestellt, um Fremden den Zutritt zu verwehren. Die Totengräber bekamen besondere Vergünstigungen, damit sie weiterhin ihrem gefährlichen Tagwerk nachgingen. Ein Fünftel der Bevölkerung fiel der Seuche zum Opfer. Aus Dankbarkeit über das Ende der Heimsuchung errichteten die Imster am Bergl die so genannte Pestkapelle, heute Endpunkt der Prozession am Palmsonntag.

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, während der Herrschaft Maria Theresias, wird dann freilich die mögliche Stadterhebung von der Gemeindeführung abgelehnt, weil "die Errichtung einer Stadtmauer solche Kosten erfordern würde, welche den Wert deren Häuser allerdings übersteigete". Wollte jemand Bürger von Imst werden, so wurde sein Vorleben möglichst genau erforscht. Fiel diese Recherche positiv aus, war ein Einkaufsgeld zu entrichten. Dann kam der Höhepunkt der Einbürgerung, die "Bürgerliche Mahlzeit". Aber wie das halt so ist bei Festessen, die gratis sind: So mancher Teilnehmer benahm sich arg daneben, und zum Bedauern vieler wurde diese "Mahlzeit" im aufgeklärten 18. Jahrhundert durch eine Abgabe ersetzt.

Seit dem Hochmittelalter blühte in Tirol der Berg bau und verschaffte dem Land einen gewisser Wohlstand. Auch der Raum um Imst spielte dabei eine große Rolle.

Zwar gab es hier kein Edelmetal zu schürfen, aber man baute Bleierz ab, das für die Gewinnung des Silbers unumgänglich war. Bis zu tausend Knappen, die meisten hoch qualifizierte "Gastarbeiter" aus Sachsen und Thüringen, bevölkerten den Ort, der sich nun auch eine schöne gotische Kirche leisten konnte: die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt.

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Imst, Tirol

Mit dem Niedergang des Silberbergbaus in Schwaz ging auch der Bergbau in Imst zurück und schließlich unter.

Neben und nach dem Bergbau hatte sich in Imst und Umgebung ein besonderer Wirtschaftszweig entwickelt: die Vogelzucht. Insbesondere Kanarienvögel wurden gezogen. Im Winter, wenn man eher Mußezeit hatte, pfiff man den Vögeln Melodien vor, um sie zu Sängern auszubilden. Später wurden kleine Orgeln eingesetzt. In der warmen Jahreszeit machten sich nun Imster Männer auf den Weg, um die Vögel "auszutragen". Bis in die Türkei und nach Moskau führten sie ihre Handelsreisen, und der Lohn waren "gelbe Vögel", also Gold und Geld, die nach Hause gebracht wurden. Zucht und Handel rentierten sich so gut, dass kleine Betriebe entstanden, in denen auch Schwaben als "Handelsreisende" eingesetzt wurden - der erste Schritt zum Ende des Vogelhandels in Imst. Denn die tüchtigen Schwaben nahmen das erlernte Wissen mit nach Hause und wurden zu erfolgreichen Konkurrenten der Imster. Deren Wirken lebt freilich, zumeist verklärt, in Liedern und Operetten fort: Wem wäre "Der Vogelhändler" von Carl Zeller kein Begriff. In der sogenannten Totengruft sind Votivtafeln zu sehen, die zum Dank dafür gewidmet wurden, dass Vogelhändler gefährliche Situationen heil überstanden hatten.

Vogelhändler, Imst, Tirol

Das 18. Jahrhundert brachte dem Markt eine Periode des Niedergangs: Der Bergbau kam weitgehend zum Erliegen, die Landwirtschaft war durch die Realteilungen geschwächt worden. Denn jeder Sohn, nicht nur der älteste, erbte seinen Anteil am väterlichen Grundbesitz, sodass immer kleinere Äcker und Felder entstanden, die ihre Besitzer nur mehr schlecht statt recht ernährten. Man löste das Problem Armut teilweise dadurch, dass bis zu zehn Prozent der Männer als Saisonarbeiter ins umliegende Ausland gingen, um dort zu arbeiten. Aus dem ganzen Oberland wanderten in den folgenden Jahrhunderten auch zahlreiche Kinder im Frühjahr ins Schwabenland und arbeiteten bis in den November hinein als Viehhüter und Küchenhilfen. Die Züge dieser Schwabenkinder hielten bis ins 20. Jahrhundert hinein an, eine Variation des Motivs von Hänsel und Gretel, geboren aus wirtschaftlicher Not und untermalt von manch heißer Träne bei Scheidenden und Daheimbleibenden.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts regte sich in Imst aber bereits neue Betriebsamkeit. Denn 1763 erhielt die Familie Strele von Maria Theresia das Privileg, eine Leinwandund Baumwollmanufaktur zu errichten. Von da an entwickelte sich der Markt zum Textilzentrum. Schon im Folgejahr waren fast 700 Personen für die Streles als Heimarbeiter beschäftigt, und um 1800 waren es gar rund 9.000 Menschen, die in diesem Betrieb Arbeit und Brot fanden.

Das 19. Jahrhundert brachte Licht und Schatten zuhauf, ein Wechselbad für die Imster und die Entwicklung des Ortes.

Wegen der geänderten politischen Situation nach der Niederlage Österreichs gegen Napoleon und der folgenden Angliederung Tirols an Bayern verlegte die Familie Strele einen Gutteil ihrer Produktion nach Niederösterreich, um den österreichischen Markt nicht zu verlieren - ein teures Unterfangen, das bald scheiterte und 1821 in einem spektakulären Konkurs mündete. Der Schaden für Imst war enorm. Aber es sollte noch schlimmer kommen.

Am 7. Mai trugen zwei Frauen Asche, die für die Erzeugung von Seife verwendet werden sollte, zu einem Lagerplatz am Lain. Dass sich noch Glut in der Asche befand, wurde übersehen - ein fataler Fehler. Denn durch die Asche wurde eine Feuersbrunst ausgelöst, die den Großteil des gesamten Ortes vernichtete. 206 von 220 Häusern fielen dem Flammeninferno zum Opfer, die Ortschaft war buchstäblich am Boden zerstört. Da nützte auch der heldenhafte Einsatz nichts, wie ihn etwa der Mesner zeigte. Er ließ sein eigenes Anwesen brennen und versuchte in der nahe liegenden Pfarrkirche zu retten, was zu retten war: das Allerheiligste, Bilder und Gewänder. Während des Schadfeuers drehte zu allem Unglück der Wind, sodass auch bisher verschonte Teile der Ortschaft in Brand gerieten. Eine Spendenaktion in der gesamten Monarchie vermochte die allgemeine Not nur geringfügig zu lindern.

1854 rückte Imst unfreiwillig in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Denn der Sachsenkönig Friedrich August verunglückte im August dieses Jahres auf dem Weg ins Pitztal schwer. Seine Kutsche war in einer engen Kurve umgestürzt, der verletzte König starb wenig später im Gasthof "Neuner". Zur Erinnerung wurde in den Folgejahren die neugotische "Königskapelle" errichtet, wo regelmäßig Gottesdienste zur Erinnerung an das traurige Ereignis abgehalten werden.

Königskapelle, Imst, Tirol

1898 wurde der wunden Imster Seele Balsam verabreicht, der Markt wurde zur Stadt erhoben. Nicht dass damit besondere Vorteile verbunden gewesen wären, es handelte sich vor allem um das Prestige, um eine Rangerhöhung. In der Urkunde heißt es: "Wir, Franz Joseph der Erste, von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich, haben Uns in Unserer kaiserlichen und königlichen Machtvollkommenheit bewogen gefunden, Unseren getreuen Markt Imst in Unserer Gefürsteten Grafschaft Tirol zu einer Stadt zu erheben."

Zwei Jahrzehnte später war die Ära des Kaisertums vorbei, der Erste Weltkrieg hatte Gesellschaft und Landkarte gründlich umgekrempelt: Die Demokratie ersetzte die Monarchie.

Imst machte in der Zwischenkriegszeit, nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und während des Zweiten Weltkriegs, nahezu alles mit, was diese heillose Zeit prägte.

Ab den fünfziger Jahren entwickelte sich zaghaft der Tourismus wieder, der heute zu den bedeutendsten Zweigen der Imster Wirtschaft gehört und auf renommierten Traditionsbetrieben sowie privater Gastfreundschaft beruht.

Imst hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zur Schulstadt entwickelt. Nicht nur deswegen, weil aus allen umliegenden Orten Mädchen und Buben zur Hauptschule kommen, sondern auch deswegen, weil hier mehrere weiterbildende Schulen eingerichtet wurden.

Die dichte Infrastruktur macht Imst lebenswert. Ein enges Netz von Handelsbetrieben deckt jeglichen Bedarf, sei es durch das kleine Geschäft für Lebensmittel und Touristenproviant, sei es durch das große Einkaufszentrum mit einer großen Vielfalt an Anbietern. Einkaufen in Imst ist immer ein Vergnügen, egal, welche Wünsche man hat.

Die Gewerbe- und Industriebetriebe sind überwiegend etwas abseits des Stadtkerns in der Imster Au zu finden. Bedeutend ist vor allem die Holzindustrie, die in die gesamte EU exportiert, aber auch ein Textilbetrieb, der einige der namhaftesten, internationalen Modedesigner mit seinen Qualitätsstoffen beliefert.

Ortsdetail, Imst, Tirol

Die Region Imst und Umgebung bietet eine Vielzahl an sportlichen Möglichkeiten. Da ist einmal das herrlich gelegene Freischwimmbad, direkt neben der Tennishalle Glenthof und dem modernen Sport- und Veranstaltungszentrum. Optisch fällt an diesem Zentrum sofort die architektonisch akzentuierte Kletterhalle auf, eine der größten ihrer Art in Österreich. Hier kann man die hohe Schule des Kletterns mit geübten Fachleuten erlernen, bevor es allenfalls ins freie Gelände geht, zum Beispiel zum bekannten Imster Klettersteig im Gebiet der Muttekopfhütte.

Man kann hier ein Fülle von Sportarten betreiben - ob hobbymäßig oder schweißtreibend professionell. Ein wahres Paradies ist Imst-Umgebung fürs Wandern, einen der gesündesten Wege zum Wohlbefinden. Ein gepflegtes Netz von über 300 km Wanderrouten lädt ein, die Umgebung zu erkunden, die Natur zu beobachten, Fotomotive zu suchen und zu finden. Viele heimische Vereine haben die laufende Betreuung, eine sogenannte Patenschaft eines Weges, übernommen und sorgen somit für ein ungetrübtes Wandererlebnis. In wenigen Minuten gelangt man direkt von der Stadt aus in die romantische Rosengartenschlucht oder in den alpinen Raum. Bei Letzterem helfen die Imster Bergbahnen: Der Lift in Hoch-Imst leitet einen in kurzer Zeit hinauf zu Almen, Weiden und aufs Alpjoch. Im Winter frönt man hier dem Schisport, dem Carven oder dem Boarden, die präparierten Wege laden Rodler ein. In Hoch-Imst findet man idyllische Tennisplätze und einen herrlichen Badesee. Im Winter finden Langläufer, im Sommer Radler jede Menge an Routen für ihren Sport. Als besondere Attraktion gilt das Rafting, von Imst aus durch die Innschlucht, oder das Canyoning in einer der zahlreichen Schluchten der Region Imst-Umgebung. Ruhige Gewässer hingegen finden Sie bei der Kneippanlage Frauenbunnen in Strad, die radonhältiges Wasser in ihrem Becken speist.

Wegen ihrer günstigen Lage wuchs die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten enorm, zahlreiche Siedlungsgebiete wurden erschlossen. Heute hat die Stadt über 8.000 Einwohner und ist eine der pulsierendsten Bezirksstädte Tirols.

© Bilder und Text: Tourismusverband Imst-Umgebung , A-6460 Imst