VON DER TOTENGRUFT-MUTTERGOTTES

In der Totengruft unter dem alten Michaelskirchlein thront eine um 1600 geschnitzte Marienfigur. Sie sei bei Hochwasser den Inn herabgeschwommen. An der Einmündung des "Piger" habe sie haltgemacht, als wollte sie damit Imst als ihr Reiseziel bezeichnen. Man brachte die Statue nach der Imster Totengruft und sie wurde dortselbst von den Leuten hoch verehrt.

Später tauchte der Plan auf, diese Marienfigur am Hochaltar der Pfarrkirche aufzustellen. Man übertrug sie, aber schon am nach folgenden Morgen stand sie wieder in der Totengruft. So etlichemale hintereinander. Da sich im über Nacht gefallenen Schnee die Abdrücke von den Füßchen dieser Muttergottes-Statue vorfanden, glaubten selbst die ärgsten Zweifler an ein wunderbares Ereignis und man beließ sie darum an ihrem Lieblingsplatze. Von den dortselbst erfolgten Gebetserhörungen seien die zwei bedeutsamsten hier erwähnt:

Eine Frau, deren Kind in den Mühlbach stürzte und unter das kreisende Mühlrad kam, schrie entsetzt auf: "Totengruft-Muttergottes, laß mir mei Kind nit sterbe!" Wahrhaftig kam es gänzlich unversehrt unter dem Rad hervor, ja, es soll sogar gelächelt haben, als es die bestürzte Mutter aus den Fluten herauszog.

Totengruftkapelle Totengruftmuttergottes
Die Totengruftmuttergottes in der Totengruftkapelle
© Tourismusverband Imst

Imster Vogelhändler kamen im Adriatischen Meere in einen heftigen Sturm, wobei das Schiff sank und die meisten Schiffsinsassen den Tod fanden. In dieser Stunde höchster Gefahr verlobten sich die Imster der Totengruft-Muttergottes. Und siehe, sie konnten sich retten. Die Votivtafel der Zurückgekehrten stellt dar: ein sturmbewegtes Meer, in der Mitte sieben Personen, auf einem Baumstamm reitend; oben in der Mitte Maria mit dem Jesukinde und zwei Engeln; oben links das vom Untergang bedrohte Schiff.

Der Text links unten lautet: "Den 19. October 1729 bin ich Joseph Schatz durch hilf der wunderthätigen Muetter gottes auf dem hochen Mör in einem erschröcklichen wietenden sturmwindt bei dem leben erhalten worden und glicklich an das gestat ankhomen ..." mit ihm sechs Personen, sie retteten sich auf einem "Söglpaumb", das Schiff ging unter.


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 26