VON DEN WICHTELN

Diese kleinen, meist häßlich gestalteten Hausmännlein hatten schon viel Ähnlichkeit mit den Menschen selber; das Gute wie das Böse konnte sie beseelen.

So soll das Wichtl vom Imster Berg sich in eine schöne Dirn aus Pill verliebt und mit allerlei Geschenken nach ihrer Gegenliebe getrachtet haben. Jedoch nur mit dem Erfolg, daß es Hohn und Spott dafür erntete. Also schlug sein Gefühl in Haß um, und es fuhr auf einer Lawine gegen das Haus der unerbittlichen Dirn, so daß sie elend ums Leben kam. Später dann packte das Wichtl die Reue. Es grub ihre Leiche aus dem Schnee, trug sie vor ein Kruzifix, weinte ein letztesmal laut um die Geliebte und verschwand für immer.

Das Stra-Wichtele (Strad) trieb wieder allerhand Unfug in Stall und Scheune, machte Kühe unsichtbar, hängte deren mehrere an eine Kette; während das "Tschärganter Bergmandl" ganze Herden in Schluchten versprengte, durch Streichen krank machte und dergleichen Undinge mehr.

(Genaueres in Mythen und Sagen Tirols von Alpenburg.)


Quelle: Imster Geisterbrevier, Hermann J. Spiehs, Imst 1936, Seite 18