Sagen um Schloß Ferklehen
Schloß Ferklehen, Unterperfuß, Tirol © Wolfgang Morscher

Schloß Ferklehen, Unterperfuß, Tirol
© Wolfgang Morscher, 4. April 2004

- Alte Bauersleute in Unterperfuß erzählten, daß ein unterirdischer Gang Ferklehen mit Fragenstein verbinde, da diese beiden Schlösser im landesfürstlichen Besitz waren. Dieser Gang sollte im Falle eines Krieges eine unmittelbare Verbindung zwischen den Schlössern gewährleisten, so daß das Oberinntal auf beiden Seiten des Inns hätte verteidigt werden können.

- Im Vorraum und in der Stube zu ebener Erde wurden öfters, und zwar in Abständen von einigen Jahren, dumpfe Schläge einer alten, eingemauerten Uhr gehört. *)

- In einer Mauer im ersten Stock sei noch vor dem Brand 1703 (spanischer Erbfolgekrieg) ein Schatz eingemauert worden.

- Auf Schloß Ferklehen gehen Geister um. So wird von einer weissen Frau, von einem Rokokokavalier und kleinen, rot gekleideten Männchen berichtet.

Die weiße Frau sei mehrfach erschienen. Sie mache sich dadurch bemerkbar, daß sie zum Bettrande eines Schlafenden tritt und, um ihn zu wecken, bei den Füßen ziehe. Das letzte Mal sei sie der Baronesse Maria Werdt erschienen, zu der sie gesagt haben soll: "In vier Jahren sehen wir uns wieder." Tatsächlich sei Maria Werdt vier Jahre dannach verstorben.

Der Rokokokavalier sei der Baronin Lichtenwerther im sogenannten Fürstenzimmer um 1870 im zweiten Stock erschienen. Plötzlich sei ein Kavalier im braunen Frack der Rokokozeit, bewehrt mit einem Degen, eingetreten, habe die Baronin jedoch keines Blickes und keiner Ansprache gewürdigt. Nachdem er durch das Zimmer gegangen sei , habe er die Tür zum anstoßenden Raum geöffnet und sei auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Auch kleine, rot angezogene Männchen (Zwerge) seien öfters in allen Zimmern von Ferklehen gesehen worden. Sie hätten jedoch niemand belästigt, aber sich auch von den Anwesenden in keiner Weise stören lassen.

*) Die Uhrsache der Uhrschläge liegt darin, daß sich der Schall der Kirchturmuhr von Kematen bei gewissen Luftströmungen im Gewölbe von Ferklehen bricht.

Quelle: Paul von Schreckenthal, Schloß Ferklehen in Sage und Erzählung. in: Tiroler Heimatblätter, Heft 4 - 6, 1964, S. 22 - 26.