Stein des Gehorsams Vers. I.

Die mündliche und schriftliche Überlieferung berichtet nämlich Folgendes:

Wenige Monate nach der Grundsteinlegung - am Jakobiabend des Jahres 1620 waren zwei Arbeiter aus dem Volderwalde, wegen ihrer Stärke allgemein die Riesen genannt, mit Sprengung der Steine zum Bau des Gotteshauses beschäftigt. Ein großes Felsenstück trennte sich plötzlich los, und rollte schnellen Laufes von der Anhöhe auf die Landstraße hinab, auf welcher sich gerade fünf Personen mit Pferd und Wagen befanden. Bei der Unmöglichkeit sofort zu entfliehen schien die Lebensgefahr für die Bedrohten unabwendbar. In diesem Augenblick rief einer der Anwesenden (man glaubt, es sei Guarinoni selbst gewesen) dem Steine die Worte zu:

"Steh still, im Namen Gottes!"

und siehe! mitten im Laufe machte der Stein Halt, und blieb wie festgewurzelt am Rande des Hügels aufrecht stehen, bis die Leute auf der Landtraße Zeit gefunden hatten, sich zu retten. Nachdem dies geschehen war, schrie ein Arbeiter:

"Nun kannst du, weil du im Namen Gottes still gestanden bist, im Namen Gottes wieder deinen Weg weiter machen!"

worauf der Stein die unterbrochene Bewegung fortsetzte, und endlich an derselben Stelle, wo er jetzt eingemauert zu sehen ist, liegen blieb.

Widmung in der Karlskirche Volders
Widmung in der Karlskirche Volders:
TEMPLUM
DEO TEROPT. MAX.
DEIPARAE VIRGINIS
S CAROLI BORROMAEI
HONORIBUS
AB HIPP. GUARINONIO MED. DOCT.
XXX ANNORUM LABORE
ERECTUM
MDCXX.
NUNC PIORUM AERE
HAC FORMA DONATUM
MDCCLXII.

© Berit Mrugalska, 10. Juni 2004

Quelle:Ludwig Rapp, Hippolytus Guarinoni, Stiftsarzt in Hall, 1903, 6.