Schloß Vellenberg

Zu gewissen Zeiten um Mitternacht wird es in den Ruinen lebendig, Herren und Ritterdamen mit Dienerschaft, alle uraltmodisch aufgeputzt, aber Totenschädel statt der Köpfe auf dem Hals, steigen die Treppen auf und ab. Im Prunkzimmer sitzt der Burgherr vor einem großen Humpen und möchte gerne zechen, jedoch der Wein fließt nicht heraus, daher wirft der Geist den Humpen mitten ins Zimmer. So geht es auch mit dem Essen, welches lockend angerichtet dasteht, aber wie einer etwas aus der Schüssel nimmt, zerfällt es in Staub und Asche. Nun wenden sich die alten Ritter zum Tanze, aber da klappern die Gebeine, so dünn und so dürr wie Spindeln, und die Frauen sind eiskalt und der Minnesang wird zum Miserere. Das ist die Strafe für frühere Völlerei und Liebeslust.

Quelle: Chronik von Fritzens, Werner Köfler, Innsbruck 1973, S. 33