VOM WEIBLEIN, DAS EINEN SCHATZ ANZEIGEN WOLLTE

Die Mutter der Erzählerin mußte als zehnjähriges Mädl öfters im Haus, das nun dem Krumpn Tonl gehört (Bahnstraße 1), kindsen.

Als nun einmal die Bewohner des Hauses auf dem Felde arbeiteten und das Mädl mit den Kindern allein im Hause war und in der Küche herumhantierte, hört sie im ersten Stock das jüngste Kind schreien. Schnell wollte sie hinaufeilen, um das Kind zu beruhigen. Als sie die im Dunkeln liegende Stiege betreten wollte, stand auf der obersten Stufe ein altes Weiblein. Es war mit rotem Kittel, mit blauem Schurz, roten Strümpfen, mit Miederleibl, mit puffarmeligem, weißem Hemd bekleidet und hatte ein "ebnes Hüatl" auf dem Kopf. Das Weiblein lächelte dem Mädchen freundlich zu und winkte ihm mitzugehen.

Das Mädl war aber über die Erscheinung so erschrocken, daß es das Kind schreien ließ und zu den Leuten aufs Feld lief, um ihnen das Erlebnis zu erzählen. Die aber schalten es wegen seiner Ängstlichkeit aus und meinten, es hätte mit dem Weiblein mitgehen sollen. Wahrscheinlich wollte es ihm einen Schatz anzeigen.

Mitgeteilt von Frau Katharina Schatz

Quelle: Dorfbuch Inzing, Franz Pisch.

© Ernst Pisch.
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