Das schaukelnde Weiblein

Eine Schülerin erzählt: Mein Großvater lag einmal in der Nacht in einem Heustadel weit entfernt von seinem Hause. Er mußte dort bei einem Bauern bei der Heuarbeit helfen. Das Tor des Heustadels wurde abends geschlossen und zwei Arbeiter und mein Großvater schliefen im Stadel auf dem Heu. Der Großvater hat nun oft erzählt, daß sich um Mitternacht das Stadeltor plötzlich öffnete, und als er dadurch erwachte, sah er am Tore die Gestalt eines alten Weibleins, das dort schaukelte. Mein Großvater bekreuzte sich dreimal, worauf die Gestalt sofort verschwand. Er hörte aber noch lange Töne, die ähnlich klangen, als ob man einen Wetzstein im Kumpf schüttelte.

Quelle: Sagen aus dem Leutaschtal, Matthias Reindl, in: tiroler Heimatblätter, 1938, Heft 11/12, S. 368.