Die Geisterprozession

Auf einer Wallfahrt nach Locherboden hörte eine Frau vor der Kirche ganz deutlich die Stimmen vieler Betenden. Als sie hinaustrat, verstummten die Laute, und niemand war zu sehen. Das wiederholte sich. Da es Allerseelentag war, vermutete ein Mann, der mit ihr in der Kirche gebetet hatte, die Stimmen könnten von den Besuchern des Mötzer Friedhofes kommen, den man von oben erblicken kann. Aber auch dort war niemand zu sehen. Der Vater der Frau meinte, sie hätte den Rosenkranz beten sollen, dann hätte sie die Armen Seelen, die zur Kirche wallfahrteten, erlösen können.

Quelle: Mieming - Die Gemeinde am Miemingerberg, Karl Miller-Aichholz, Eigenverlag der Gemeinde Mieming, 1985.