SEIN EIGENES LEICHENBEGRÄBNIS

Sein eigenes Leichenbegängnis sah einmal ein Geistlicher. Er ging in der Nacht von Längenfeld nach Sölden. Da hörte er hinter sich Schritte. Als er unisah, sah er vier Männer, die eine Totenbahre trugen. Er wollte warten, doch da blieben auch die Träger stehen. Als er weiterging, kam die Totenbahre wieder nach. So blieben diese vier Männer mit der Bahre auf dem ganzen Weg ein kleines Stücklein hinter dem Wanderer. Der war heilfroh, daß er endlich den Widum in Sölden erreichte und sich vom Schrecken ausruhen konnte. Einige Zeit später mußte der Geistliche einmal nach Hüben heraus. Dort starb er plötzlich. Dann trug man ihn als Leiche auf demselben Wege hinein nach Sölden.

Haid, Hans, Unveröffentlichte Sagen aus dem Ötztal, in: Tiroler Heimatblätter, 45. Jg., Heft 4-6, 1970, S. 64
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997