DER PFEIFER IM KÜHTRAIN

In alten Zeiten führte der Talweg von Sölden nach Zwieselstein nicht wie heute durch den Pitzwald, sondern auf der anderen Seite durch die wilde, geröllige Schlucht des Kühtrain". Hier habe man früher nachts einen Pfeifer gehört. Sein Pfeifen war so unheimlich, daß es den Wanderer gruselte. Und das Eigenartige war, daß den Pfeifer immer nur einer hörte, wenn auch mehrere Leute mitsammen der Weg machten. So sind auch einmal der Wundarzt und der Kooperator von Sölden mitsammen durch den Kühtrain gewandert. Sie sprachen vom Pfeifer und wollten gar nicht glauben, daß dies seine Richtigkeit habe. Viel weniger, daß bloß einer ihn hören könne. Während sie gerade davon sprachen, hörte der eine von beiden den Pfeifer, der andere konnte nichts vernehmen.

Falkner, Christian, Sagen aus dem Ötztal, in: Ötztaler Buch (= Schlern-Schriften 229), Innsbruck 1963, S. 141
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997