Der Putz beim Dorfer Waal

Im Dorfe "Dorf" hatte ein Bauer eine Sägemühle aufgebaut. Das Wasser dazu mußte aber durch mehrere Äcker geleitet werden, was er nach langem Prozeßführen auch durchfetzte, mit dem Versprechen, alle Schäden, die daraus erwachsen würden, gut zu machen. Damit gab man sich zufrieden, der Bauer zog feine Wasserleitung durch die schönen Saatfelder, schnitt Bretter, machte Sägespäne, bis er das Zeitliche gesegnet hatte und vor Gottes Richterstuhl erschien. In der Folge sahen Mehrere zur Nachtzeit eine feuersprühende Figur beim Wasser auf- und abgehen. Ein Bauer von Längenfeld sah diese Gestalt in einer Nacht von 2 bis 3 Uhr morgens so licht und feurig, daß sich weithin Tageshelle verbreitete, die es ermöglicht hätte, auf dem Wege beim Rettelstein Geld aufzunehmen. Jetzt ist die Sagemühle verkauft und man hat nie mehr etwas gesehen. (Ötzthal.)

Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 366, Seite 214.