VERHEXTE GEMSEN

Ein Jäger sah einmal bei Nößlach (Längenfeld) drei Gemsen. Er schoß darauf. Doch die Gemsen haben sich nicht gerührt, sind ruhig stehen geblieben und haben den Jäger so merkwürdig angeschaut. Sie liefen nicht davon. Dem Jäger wurde es unheimlich, er wurde ganz verwirrt und ging ohne einen weiteren Schuß zu machen heimzu. Später bekam er einen kranken Fuß.

Einem anderen Jäger ging es ähnlich. Giltn Kaßl hieß er, sah auf der Jagd eine Gemse und schoß. Die rührte sich nicht; als er näher hinsah, war die Gemse in ein Männchen aus Lehm verwandelt. Mit rechten Dingen kann das nicht hergegangen sein.

Falkner, Christian, Sagen aus dem Ötztal, in: Ötztaler Buch (= Schlern-Schriften 229), Innsbruck 1963, S. 153
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997