VERHEXTE KÜHE

Im Grüne (Zwieselstein) trieb eine Bäurin das Küble". Schon fast drei Stunden trieb sie, aber es wollte nicht buttern. Nachbarinnen rieten ihr, sie solle Weihbrunnen in das Butterkübl schütten und wenn das nichts nütze, solle man eine Sense glühend machen und diese in den Rahm stecken und dabei beten. Dann müsse der böse Geist aus dem Rahm und gleich werde es Butter geben. Die Bäuerin tat nach diesem Rat, aber es half alles nichts. Darauf ging der Bauer zum Kuraten nach Sölden. Der dachte gleich, daß der böse Geist in der Kuh sein, von der die Milch komme. Am nächsten Tag, morgens, ging der Kurat nach Zwieselstein und las im dortigen Kirchlein die hl. Messe. Hernach ließ er sich in den verhexten Stall führen. Dort besprengte er den ganzen Stall. Als er zur schwarzen Kuh ging und sie mit Weihbrunnen anspritzte, fing diese an furchtbar zu lien (muhen), sie riß verzweifelt an der Kette und legte sich schließlich nieder. Als der Priester die Gebete gesprochen und geweihte Krauter in den Barren gelegt hatte, wurde die Kuh ruhiger. Der Kurat befahl, das Kuhbett (die Bretter, auf denen die Kühe liegen) aufzunehmen. Man tat dies und es kamen lange Fingernägel und ein Knäuel roten Haares zum Vorschein. Das warf er in eigens gemachtes Feuer. Nun ward der Bann gebrochen und der Rahm butterte ohne Klage.

*


Auch beim Leahnerbauer im Besental (Heiligenkreuz) gab es einmal verhexte Kühe. Eine Kuh nach der anderen wurde krank und ging ein.

Der Leahner hatte Verdacht auf eine Frau, die keinen guten Ruf hatte. Er klagte sein Anliegen einem guten Freunde. Der sagte, er möge es ihm sofort mitteilen, wenn wieder eine Kuh krank würde. Bald trat dieser Fall ein. Er schickte sofort um seinen Freund. Dieser kam gleich und sagte: Nimm diese zwei Lärchenscheiter, und wir werden die Kuh schon gesund machen!" Dann gingen sie mitsammen in den Stall. Nun gab der Ratgeber den Auftrag, die Kühe mit den Scheitern fest zu schlagen. Der Bauer hieb nun auf die armen Kühe ein, bis eine unter den Schlägen zu Boden sank. So", sprach nun seine Freund, jetzt wollen wir sehen, was die alte Frau macht." Sie gingen ins Haus; die Stube war leer, in der Küche aber fanden sie die Alte tot beim Herd liegen. Da sagte der Ratgeber zum Bauern: Nun haben wir die Hexe aus der Kuh ausgetrieben, aber so fest, daß die Hex keinen Schnaufer mehr tut, und deine Kühe werden von nun an gesund bleiben."

Haid, Hans, Unveröffentlichte Sagen aus dem Ötztal, in: Tiroler Heimatblätter, 45. Jg., Heft 4-6, 1970, S. 62 f.
aus: Sagen und Geschichten aus den Ötztaler Alpen, Ötztal-Archiv, Innsbruck 1997