Großer Jahrtag -Totenbrauch in Galtür

Der "Große Jahrtag", am 2. Montag im Oktober festlich begangen, gilt in Galtür als das eigentliche Totenfest des Jahres - bedeutender als Allerheiligen und Allerseelen. Dieser "Große Jahrtag" wurzelt im "Dreiwahligen Seelenbund", 1622 nach dem Terroreinfall der Engadiner gegründet, nachdem das Dorf mitsamt der Kirche in Brand gesetzt und verwüstet worden war. Man gelobte, einen Bund zu gründen, dessen Mitglieder beim Tod eines Angehörigen aus drei Möglichkeiten (Gebet, Messe oder materielles Opfer) "dreiwahlig" wählen könnten, um dem Verstorbenen zu helfen. Durch diesen Bund, dem alle Galtürer und viele Auswärtige angehören, ist der Totenkult nirgends so feierlich und traditionsgebunden wie hier; der Tag beginnt mit einem Totenamt in der Kirche und einem Gang der ganzen Gemeinde mit Pfarrer und Ministranten durch die festlich geschmückten Gräberreihen, an allen Grabkreuzen vorbei, wobei jeder mit seinem Begleiter den Rosenkranz betet.

Quelle: 80 Jahre im Paznaun, Dr. Walter Köck, Landeck 2003, S. 152.