Schwacher Trost

Pardatsch ist eine wunderbare Gegend und der bekannteste Wallfahrtsort im Paznaun, in dem die Muttergottes als "Pardatscheri" schon viele wundersame Dinge gewirkt hat, wenn einer inbrünstig zu ihr gebetet oder gute Werke und Opfer versprochen hat. Deshalb sind zwei ältere Bauersleute von Sinsen oft den Weg von Ischgl über die so genannte "Tschamatsch-Platta" hinaufgegangen, was sie bei dem "stickla"
(= "steilen") Weg ordentlich schnaufen machte, sodass sie sogar den Rosenkranz für eine Stunde aussetzen mussten. Dann geht es aber gut zweihundert Meter abwärts, und der wunderbare Platz mit Kapelle und Muttergottes entschädigen für die Plage mehr als genug.

Nun hat aber Lourdes dem Heiligtum den Rang abgelaufen, und unsere beiden sind schon ein paarmal mit einer Gruppe von Wallfahrern dorthin gefahren, die schon seit langem der Seeber Pfarrer begleitet und betreut. Und nun will der Mann auch diese Strapaze nicht mehr mitmachen, und es einmal mit dem "Flieger" versuchen, der die Wallfahrer in kürzester Zeit ans Ziel bringt. Aber vor dem "Fliaga" fürchtet sich Gattin Marianna - man könnte halt doch abstürzen: "Schmarren!", meint der Gatte, "das Flugzeug ist das sicherste Fahrzeug, das es gibt."

Nach langem Hin und Her lässt sie sich überreden, sie fliegen, und wie es der Teufel haben will, vor der Landung kommt der Flieger in eine Wetterfront, die ihn samt seinen Passagieren beutelt und hin- und herschüttelt. Alle sind in Furcht, und unsere Marianna wird fast verrückt vor Angst, schreit und jammert, bis er sagt: "Iatz, Marianna, tua döcht nit a so lad - der Flieger g'ke-ahrt amal nit ins!" (= "Marianna, tu doch nicht so schrecklich, das Flugzeug gehört doch nicht uns!")

Quelle: 80 Jahre im Paznaun, Dr. Walter Köck, Landeck 2003, S. 237.