Der Teufel sucht die Gesellschaft loser Buben

Auf einem Anwesen in Sellrain, "beim Schwab" genannt, war ein Dirndl zu Haus, dem der gute Ruf nicht sonderlich am Herzen lag und das gern recht leichtfertige Burschen bei sich im Hoangert sah. Als man nun eines Abends wieder gemütlich in der Stube beisammensaß und selbstverständlich nicht gerade die saubersten Reden geführt wurden, kam ein Hausierer herein, der schöne seidene Tüchlein feilbot. Die Burschen kauften ihm eines ab und machten nun ebenfalls aus, daß derjenige das Tüchlein gewinnen sollte, der das Schiechste virbringen könnte. Kaum hatten sie aber damit begonnen, als auch schon der Satan in Gestalt eines schwarzen Hundes zur Türe hereindrängte und sich hinter den Ofen setzte, von wo er fortwährend zu den Burschen hinüber schielte. Natürlich wurde so schnell als möglich um einen Geistlichen gesprungen, der den Hund auch hinausbrachte und nachher den Burschen eine tüchtige Strafpredigt hielt.

Mehrere Wochen später kam eines Abends ein alter Bettellotter unbemerkt in die Stube und legte sich, um nicht gesehen zu werden, auf die Dürr. Bald nachher trug man zum Abendessen herrliche Küchel auf, deren bloßer Duft dem Lotter schon das Wasser im Munde zusammenzog. Wie man eben das Tischgebet verrichten wollte, fing es auf der Dürr plötzlich schrecklich zu poltern, heulen und schiech tien an. Alles glaubte, der Teufel sei wieder herin und stürzte entsetzt zur Türe hinaus. Flugs schlüpfte der Bettellotter von der Dürr herab, faßte die Küchlein in seinen Brotsack ein und suchte das Weite.

Quelle: Der Teufel sucht die Gesellschaft loser Buben, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 259f zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 185, S. 102f