Torwart Riepar in der Hölle

Vor etwa sechzig bis siebzig Jahren ist der Gatterer Riepar auf der Brücken in Zell plötzlich verzuckt worden und sieben Jahre mängel gewesen. Über sieben Jahre ist er wieder zum Vorschein gekommen auf derselben Brücke, und sagte auf Befragen, wo er gewesen sei, aus, daß er sieben Jahre lang als Torwart in der Hölle gedient habe, und daß, da immer nach sieben Jahren ein anderer Torwart genommen werde, er sogar ungern von dort gegangen sei. Gar viel wußte er natürlich von den schrecklichen Einrichtungen, Gebräuchen, Strafen und Leiden dieser schiechen Anstalt zu berichten, ingleichen von den vielen höchsten und hohen Herrn und Edlen, Geistlichen wie Weltlichen, die er allda getroffen, und wiederum von anderen noch Lebenden, zu deren guten Empfang er bereits die vielversprechendsten Vorbereitungen mit angesehen!

Kurze Zeit darauf war der gute Gatterer Riepar indes schon wiederum verzuckt und abermals mängel, kehrte auch nach sieben Jahren nicht mehr zurück ins Reich der Lebendigen. Die geistlichen Herren - sagt man - hätten soviel Ärgernis an seinen sündhaften Erzählungen genommen und ihn zum Heil der guten Christen in Zell auf die Seiten geräumt, etwa in ein fernes Kloster, wo er ungestört seinen unterirdischen Erlebnissen wohl heutigen Tages noch nachdenkt, wenn er noch lebt.


Quelle: Torwart Riepar in der Hölle, Um 1851, Ille, Büschelzuig aus Tirol, ZfVk. 8, 1898, 329 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 220, S. 117f