Der Vikar Petermiller und der Teufel

Am Riedberg lebte ein Ehepaar in stetem Unfrieden. Der Mann ging deshalb in die Fremde fort und sagte, daß ihn, wenn er noch einmal in dies Haus zurückkehre, der Teufel holen solle. Als er, seines Fluches uneingedenk, heimgekehrt war, hielt ihn der Teufel beim Wort und klemmte ihn halben Leibes in ein Stubenfenster ein. Die Dechante von Zell, Fügen und Finkenberg konnten nichts dagegen ausrichten. Da rief man den alten Vikar Petermiller von Stumm, bei dessen Erscheinen der Teufel gleich jammerte:

Jetzt kommt der Stummer, jetzt muß ich gehen! -

Eine Zeitlang suchte er sich dennoch zu behaupten und warf dem Vikar vor, daß er einmal im Frühjahre über einen Roggenanger gegangen sei, worauf Petermiller bündig entgegnete: Ja, aber aus Versehen und in Eile, um einem Sterbenden das Sakrament zu reichen! Dann machte sich der Teufel aber davon und der Bauer konnte aus der Klemme gebracht werden, worauf er auch sein Leben änderte und mit seinem Weibe ruhig fortlebte.

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Derselbe fromme allbeliebte Vikar Petermiller, als er noch Vikar in Bruck war, rettete auch vier Bauern, die den Teufel in einem Stalle um Geld beschworen hatten und nun seiner nicht mehr los werden konnten. Der Vikar unterhandelte mit dem auf dem Geldsack sitzenden Teufel lediglich so weit, daß sich dieser nur auf den Besitz des letzten beschränkte, welcher den Stall verlassen würde. Petermiller ließ die vier Bauern danach zuerst aus dem Stalle gehen, ging dann rücklings selbst hinaus mit beiden Händen das Sanctissimum vor sich haltend, mit dem Rufe:

Dieser ist der letzte! Den magst du haben, wenn du kannst!

worauf der Teufel natürlicherweise mit langer Nase abziehen mußte.

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Des nämlichen Vikars treuer Diener und Knecht, Simon Stolz, Messner Simmerl genannt, hatte mit der Dirne des Widums ein Liebesverhältnis. Als die Dirne schwanger ward, schrieb er auf ein Zettelchen, das er dem Vikar ans Fensterbrett nagelte, folgende Verse:

Simon Stolz - hackt im Widum Holz, - ischt im Widum Knecht - und ist für die Dirn gerecht!

Als der Pfarrherr heimkam und das gelesen, mußte ihm Simmerl den Ochsenfiesel holen, mit welchem er ihn züchtigte, ihm aber dann mit allen Kräften die Heirat ermöglichte und so die beiden Leute glücklich machte, deren Kinder jetzt noch als wackere Knechte und Mägde im Zillertale leben.

Petermillers Grab wird jetzt noch an seinem Sterbetag und zu Allerseelen aufs schönste mit Blumen geziert.

Quelle: Der Vikar Petermiller und der Teufel, Ille, Büschelzuig aus Tirol, ZfVk. 8, 1898, 327 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 208, S. 113f