Ein Neugieriger wird vom Wildgfahr bestraft

Unweit der Pontzlatzener Brücke im Oberinntal stehen zwei Bauernhöfe, an denen das Wildgfahr besonders gern vorbeifuhr, wobei es war, als wenn ein paar Wagen mit einem durch Mark und Bein gehenden Gerassel des Weges daherkommen würden. Ein Bauernbursch, der durchaus an keinen Spuk glauben wollte, nahm sich einmal vor, zu schauen was es denn damit für eine Bewandtnis habe. Als er das Gerassel von ferne nahen hörte, steckte er den Kopf zu einem offenen Stubenfensterl hinaus, konnte aber mit dem besten Willen nichts sehen. Als es vorbeigesaust war, wollte er wieder vom Fenster zurücktreten, aber sein Kopf war derart angeschwollen, daß er im Fensterrahmen stecken blieb und er ihn nur mit äußerster Mühe und großen Schmerzen wieder zurückbrachte.

Quelle: Ein Neugieriger wird vom Wildgfahr bestraft , Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 367 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 245, S. 135