Die Goldtraufe am Steinberg

In den Steinbergen von Waidring soll sich eine kleine Steingrube befinden, in welche fortwährend Gold in feinen Körnern hineinträufelt. Nur hie und da soll es aber einem glücklichen Menschen gelungen sein, zu dieser Grube zu kommen und daraus Reichtum zu schöpfen. Auch sag man, dass in der Nähe einst eine Sennhütte stand. In diese Sennhütte kam alle Jahre ein „Venedigermandl“ (Zwerg). Von dieser Sennhütte aus stieg es täglich auf den Steinberg, wo es immer auf der Westseite in einer Spalte verschwand. So nahte wieder einmal das Sommerende und die Sennerin rüstete sich zur Abfahrt von der Alpe. Da trat das Männlein vor die Sennerin und sprach: „Wir werden uns jetzt nie mehr sehen, denn ich werde nicht wiederkehren; ich habe nun Gold genug, so viel, dass weder ich noch meine Kinder und Kindeskinder diesen Reichtum aufzuzehren vermögen. Damit du aber siehst, dass ich nicht undankbar bind und weil du mich in der Hütte schlafen ließest, will ich dir heute Nacht die Stelle zeigen, wo nich viele Reichtümer an Gold liegen. Du musst mir aber als Andenken einen wertvollen Gegenstand, den du auf ehrliche Weise erworben hast, schenken.“ Die Sennerin war zu furchtsam, dem Fremden zu folgen und ging nicht mit. Und so harren die Schätze, welche die Grube birgt, heute noch der Erlösung, bis ein vom Glück begünstigtes Menschenkind sie ans Tageslicht fördern wird.

Quelle: Die Sammlung der Waidringer Sagen wurde im August 2007 von Herrn Viktor Olivier und dem Tourismusverband PillerseeTal zur Verfügung gestellt.