Die Habergeiß

Die Habergeiß soll ein schreckliches, furchtbares Vieh sein, das laufen und fliegen kann, aber ganz genau hat sie bis heute noch niemand gesehen. Der eine berichtet, dass sie Hörner hätte, einen Besen wie eine Hexe und humpelt, weil sie einen kürzeren Fuß hat. Ein anderer wieder weiß, als er und seine Frau von einer Hochzeit nach Hause gingen, sie den Ruf der Habergeiß hörten, der immer näher kam und ihre Schritte wurden immer schneller und schneller. Als sie kurz vor dem Hause waren, strich die Habergeiß über sie hinweg und rums war der Hut des Bauern und die aufgesteckten Zöpfe der Bäuerin weg und man fand sie nie wieder. Es wurde sogar erzählt, dass sie schlimme Kinder mitnahm, die nie mehr gefunden wurden und so entstanden die wildesten Geschichten um sie.

Wenn abends die Kinder herumtollten und nicht ins Bett gehen wollten, hörte man die Mütter des öfteren sagen: „Wenn ihr nicht sofort schlafen geht, rufe ich die Habergeiß!“ Den Kindern war von den Erzählungen her die Habergeiß ein Begriff und sie fürchteten sich riesig vor ihr. Somit war in alter Zeit die Habergeiß das beste Mittel die Kinder ins Bett zu kriegen. Und wenn es ganz still ist – hört man nicht auch heute noch ihren Ruf in dunklen Nächten – einmal von der Sonnseite und dann wieder von der Schattseite her?

Quelle: Die Sammlung der Waidringer Sagen wurde im August 2007 von Herrn Viktor Olivier und dem Tourismusverband PillerseeTal zur Verfügung gestellt.