Die Schacherkapelle

Vor langer Zeit, als der Pillersee noch das ganze Tal ausfüllte, von Adolari bis St. Jakob und die ersten Menschen sich ansiedelten, war eine schöne, ruhige aber harte Zeit. Auch am Talboden von Waidring in Richtung Pillersee siedelten sich zwei Familien an. Sie rodeten den Wald und bauten sich Häuser und Stallungen. Von Jahr zu Jahr vermehrten sich die Kühe und Pferde und die Familien lebten glücklich und zufrieden, denn sie hatten Milch, Fleisch, Butter, Getreide und alles was sie zum Leben brauchten.
Eines Tages waren die Tiere ganz nervös und unruhig. Die Bauern rätselten was das zu bedeuten hätte. Im nächsten Augenblick aber begann die Erde zu rumoren und zu beben und die Leute hatten schreckliche Angst. Die Erde hörte nicht auf zu rumoren und auf einmal gab es einen fürchterlichen Knall. Der ganze Berg in Richtung Pillersee spaltete sich und es tat sich eine Schlucht auf, durch die dann die Wassermassen des Pillersee´s herausschossen. Das ganze Strubtal war überflutet und verwüstet. Die Familien flüchteten mit ihren Tieren auf den nahe gelegenen Hang und mussten zusehen, wie die Flutwelle aus der eben entstandenen Schlucht herausquoll. Aber wie durch ein Wunder baute sich vor den Häusern ein Schutzwall aus Wurzeln und Bäumen auf, welcher die Flutwelle links und rechts vorbeischießen ließ.

Nachdem das Wasser des Pillersee´s ausgeflossen war, konnten es die Menschen fast nicht glauben, dass ihre Häuser unversehrt diesen Wassermassen getrotzt hatten. Sie knieten nieder und beteten zu Gott und dankten ihm für seine Hilfe, dass er sie vor großem Unheil verschont hatte und beschlossen ihm zu Ehren eine Kapelle zu errichten. Sie bauten an der Felswand vor der Schlucht die Kapelle. Geweiht wurde sie zu Ehren des rechten Schächers. An jedem Jahrestag hielten sie eine Gedenkfeier und so lebten sie wieder friedlich und dankbar bis zum heutigen Tag.

Quelle: Die Sammlung der Waidringer Sagen wurde im August 2007 von Herrn Viktor Olivier und dem Tourismusverband PillerseeTal zur Verfügung gestellt.