VOM KIRCHLEIN ST. MAURITIUS

Dieses uralte Kirchlein stand mitten im Wiesengrün auf halbem Wege zwischen Wenns und Piller. Der hl. Mauritius war ein römischer Oberst, der die sog. theberische Legion in Ägypten befehligte und zur Bekämpfung eines gallischen Aufstandes vom römischen Kaiser befehligt wurde. Die ganze Legion war zum Christentum bekehrt und sollte vor dem Feldzug den heidnischen Göttern Opfer darbringen für siegreiche Beendigung des Zuges. Und weil sich die ganze Legion weigerte, das Opfer zu bringen, wurde sie vom heidnischen Teil des Militärs zusammengehauen im Jahre 286 nach Christus.

Im besagten Kirchlein hatte der Pfarrer von Wenns mehrmals im Jahre Gottesdienst zu halten. In einem Sommer begab es sieh nun, daß ein Bauer um das Kirchlein herum das Gras abmähte. Heiß brannte die Sonne, bleiern war der Arm, der die Sense führte, und diese hatte die Schneidschärfe verloren. Unmutig warf er sich hin in den Schatten des Kirchleins, wo er bald einschlummerte. Da träumte ihm, als wenn ihm jemand zuflüsterte: "Schärfe deine Sense am Fuß einer Heiligenstatue im Kirchlein, und du wirst großen Erfolg haben."

Gedacht, getan!! Als er erwacht war, holte er' die Statue des hl. Petrus aus dem Kirchlein, und trieb den Stift des Dengelstockes durch den Fuß der Statue. Und siehe da, aus der Wunde, quoll helles, rotes, warmes Blut hervor! Entsetzen er griff den armen Bauer, er warf in der Furcht alles von sich und floh eiligst, so weit er konnte.

Quelle: Alte Sagen in Wenns, Denk- und Bitt-Schrift zur Restaurierung der Pfarrkirche und St. Margaretenkirche in Wenns, Alois Wassermann, Innsbruck 1925, Seite99