Anton Karg
Ein Gedenkblatt von Eduard Lippott.

Anton Karg
Anton Karg
Altbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Kufstein
Gründer und Ehrenvorsitzender der Alpenvereinssektion Kufstein,
Ehrenmitglied der Alpenvereinssektion Neuötting
und des Turneralpenkränzchens München
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Herausgeber der "Sagen aus dem Kaisergebirge"
† am 23. April 1919

Das Berggehen stählt den Körper und lenkt den Geist von beruflichem Denken ab, so daß dadurch ein Ausspannen und Ausruhen vom beruflichen Alltag bewirkt wird. Neugestärkt und erholt geht's dann mit frischen Kräften den werktägigen Verpflichtungen nach. Daß solch eine gesunde Lebensauffassung und Führung mit geistiger und körperlicher Frische bis ins hohe Alter belohnt wird, dafür ist Anton Karg das treffendste Beispiel. Nach 84jährigem Erdenwallen erstieg er am 23. April 1919 jene Höhe, von der es keine Wiederkehr mehr gibt. Aber seine würdige Bergsteigergestalt, seine verschiedenartigen bahnbrechenden Verdienste bleiben unvergessen! Unvergänglich bleibt, was er als Herold des kühngestaltigen Kaisergebirges getan hat, dem wir die köstliche literarische Gabe, das vorliegende Sagenbüchlein verdanken. In seiner Schlichtheit und Gemütswärme ist es so recht ein Spiegelbild des lautern Wesens von Vater Karg, den ich wie ungezählte andere als heiteren, liebenswürdigen Menschen und aufrichtigen väterlichen Freund hochschätzen lernte. Während meiner Tätigkeit als Schriftführer der Alpenvereinssektion Kufstein - durch 20 Jahre - verging keine Woche, und während der Zeit des Bergstieigerverkehres fast kein Tag, an dem nicht Vater Karg bei mir war und ich ihm in seiner umfassenden alpinen Arbeit mithelfen konnte. Aufrichtig teilten wir Freud und Leid. Unermüdlich und schaffensfroh leitete er zweieinhalb Jahrzehnte hindurch die Geschicke des Alpenvereinszweiges, den er 1877 mit Dekan Dr. Matth. Hörfarther begründet hatte. Als getreuer Jünger seines uns gleich unvergeßlichen Alpenfreundes wurde Vater Karg der Erschließer des Kaisergebirges, dem er nicht allein in Wort und Schrift, sondern auch in seinem Beruf als bekannt begabter Lichtbildner zum Lobredner und Verkünder wurde. Gleich fürsorglich hatte Karg, in dessen Person ein gut Teil Alt-Kufsteiner Geschichte verkörpert war, durch ein Menschenalter für seine Heimatstadt gewirkt und  gestrebt,  immer in der edlen Absicht, zum Emporblühen, zur Entwicklung und zum Fortschritt beizutragen. Karg begründete die freiwillige Feuerwehr und den Turnverein Kufstein. 42 Jahre wirkte er als Gemeinderat und Bürgermeister von Kufstein. Da die Erhaltung der Schönheit der Natur dem Verewigten Herzensbedürfnis war, so fand 1910 die von mir angeregte Bildung eines Ausschusses für Heimatschutz und Naturpflege gelegentlich der Tagung der Tiroler Alpenvereine in Bozen freudigste Zustimmung und Unterstützung. Die rastlose, opferwillige und überaus erfolgreiche alpine Wirksamkeit, seine unendliche Liebe und getreuliche Fürsorge bedankte die Alpenvereinssektion Kufstein durch seine Ernennung zum Ehrenvorstand. Damals wurde auch mein weiterer Vorschlag gleich begeistert aufgenommen, Vater Karg mit einem sichtbaren Gedenkzeichen, durch Errichtung einer "Anton-Karg-Warte" auf dem Brandkogel zu ehren. 500 Kronen hatte ich damals als ersten Baustein gesammelt. Wenn während der Kriegs- und Nachkriegszeit die Ausführung des Beschlusses nicht möglich war, so möge doch jetzt in nicht zu ferner Zeit die "Karg-Warte", für welche die Alpenvereinsvorstehung bereits ein günstiges, aussichtsreiches Plätzchen ausfindig gemacht hat, erstehen inmitten des Gebietes, in welchem der unvergeßliche alpine Hohepriester gewirkt hat.

Sieben Jahre deckt nun schon der trauten Heimat Erde den ewigen Schlummer des prächtigen, seltenen Menschen mit dem bergbegeisierten Frohsinn, dem echten Tiroler Bürgersinn und der edlen Heimattreue. Treue Erinnerung und ewige Freundschaft bindet alle, die Vater Karg kannten, an sein ehrend Gedenken.

Quelle: Sagen aus dem Kaisergebirge, Anton Karg, Kufstein 1926, S. VII - VIII
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Leni Wallner, Mai 2006.
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