Walchsee und das Seefackerl.



Gar gerne ziehen Wanderer von Bayern über Kössen nach Walchsee und von da über die Feldalpen und das Längeck nach Hinterbärenbad und durch das Kaisertal hinaus nach Kufstein. Dieser Uebergang wird auch oft in umgekehrter Richtung gemacht. Man geht von Hinterbärenbad auf gut markiertem Wege in zwei Stunden über das Längeck zu den Feldalpen und von da wieder in zwei Stunden durch das Habersauertal nach Walchsee. Bei dem Aufstieg über das Längeck ist es besonders das Totenkirchl und die Kleine Halt, welche hier gewaltig wirken; ferner schweift der Blick hinaus durch das Kaisertal und hinab in das wilde Bärental. Dann betritt man die grüne, weite Mulde der Feldalpen, ein Dörflein freundlicher Alpütten mit lustigem Alpenleben, bis uns der anfangs etwas steinige, später aber angenehme Alpenweg über die Gwircht nach Walchsee hinabführt. Ein herrlich lieblicher See mit seinem knapp am Gestade liegenden Dörflein, ein reizendes Landschaftsbild, besonders drüben vom Kalvarienberge aus gesehen, mit den schroffen Abstürzen des Zahmen Kaisers im Hintergründe. Waldsee ist der ursprüngliche Name, weil auf dem Platze, wo jetzt der See ist, einstens ein schöner Wald gestanden sei, um welchen viel Zank und Hader war. Als der Streit am heftigsten, versank der Wald in die Tiefe und diie darüber herströmenden Fluten machten dem Streit ein Ende; Angst und Schrecken aber ist in der Bevölkerung zurückgeblieben und hat die Sage hinterlassen, daß die Kirche in Walchsee bei einer Christnachtfeier, wenn sie mit Menschen gefüllt ist, versinken wird.

Quelle: Sagen aus dem Kaisergebirge, Anton Karg, Kufstein 1926, S. 23
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Leni Wallner, Mai 2006.
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