Die Braut unter den Toten.

Ein Bursch aus Schwaz hatte sich ein Dirnlein ausgesucht und wollte es heiraten. Alles war schon in Ordnung gebracht. Der Pfarrer hatte die Brautleute von der Kanzel verkündet, doch der Bursch hatte immer Furcht, daß sie trotzdem nicht zusammenkämen. Um Gewißheit zu erhalten, ging er in der Heiligen Nacht auf den Friedhof, da es hieß, man sehe dort die Toten des nächsten Jahres. Wirklich kamen die Geister und auch seine Dirn war dabei. Sie schaute ihn an und drohte ihm mit dem Finger. Nun wußte er's und tatsächlich starb seine Braut, wohl zur Strafe für seine Neugierde, nach wenigen Tagen.

Quelle: Schwazer Sagen und Volksmärchen, mitgeteilt von Alois Prantauer, in: Tiroler Heimatblätter, 9. Jahrgang, 1931, Heft 10, Oktober 1931, S. 346.