Der gefangene Knappe.

Einst schmachtete in der Feste Rottenburg ob Rotholz ein Knappe aus Schwaz, der wegen Totschlag gefangen war. Während seiner Haft träumte er einmal von einem reichen Silberschatz. Nicht weit von der Feste entfernt, sah er einen hohen Baum, dessen weitverzweigtes Wurzelwerk aus reinem Silber und dessen dicker Stamm und belaubtes Astwerk aus massivem Kupfer bestand. Als sich dieser Traum mehrmals wiederholte und der Standort des Schatzes jedesmal deutlicher erkennbar war, versprach er dem Burgvogt, ihm den reichen Silberschatz zu zeigen, wenn er ihn freiließe. Der war einverstanden und ließ ihn unter Bewachung von Schloßknechten zur Stelle im sogenannten Reichental führen; dort fing man zu graben an. Bald erwies sich die Arbeit als überaus lohnend.

Quelle: Schwazer Bergwerkssagen, mitgeteilt von Alois Prantauer, in: Tiroler Heimatblätter, 9. Jahrgang, 1931, Heft 3, März 1931, S. 96.