ALLERHEILIGEN

Virgen war in der späten Römerzeit ein blühendes Tal. Die Menschen waren gute Christen und lebten in Frieden miteinander. Da nahm ein wildes Volk, die Slawen, mit Gewalt die ganze Gegend in Besitz. Die Kirchen wurden zerstört, die wohlhabenden Höfe geplündert und alle Gottesdienste verboten.

Die mutigen Christen opferten aber nicht den heidnischen Göttern. Sie zogen sich bei Dunkelheit in den hochstämmigen dichten Lärchenwald oberhalb Marin zurück. Von Wettern und Verfolgern geschützt, hielten sie hier in einer Felshöhle ihre Gottesdienste und beteten um neue Sendboten des Evangeliums. Nach geraumer Zeit kam von weit her ein christlicher Volksstamm und besiegte die Heiden. Die heimlichen Christen waren nunmehr erlöst und feierten ihre Gottesdienste wieder im Tal. Aus Dankbarkeit erbauten sie am großen Felsblock in unmittelbarer Nähe der Höhle eine Kapelle, die sie "Allen Heiligen" weihten.

Das kleine Gotteshaus zählt zu den ältesten Kirchen Tirols und schaut seit hunderten von Jahren auf das sich wandelnde Virgen.


Quelle: Virgen im Nationalpark Hohe Tauern, Louis Oberwalder, Innsbruck 1999, S. 262