Riesen werfen Steine

Es lebten vor alters zwei Riesen, einer auf der hohen Salve, der andere auf dem gegenüber liegenden Marbachjoch in der Wildschönau. Diese beiden trafen einmal zusammen und geriethen in hitzigen Streit, allein sie konnten nicht entscheiden, wer Sieger fei. Da kamen sie, um zu erfahren, welcher mehr Kraft hätte, auf den Gedanken, durch Steinwerfen ihre Stärke zu erproben. Am folgenden Morgen warf der Riese vom Salvenberg über das Thal hin auf das Marbachjoch einen großmächtigen Stein, der fiel aber mehrere Klafter von dem höchsten Punkte des Berges auf und ist noch dort zu sehen. Dagegen schleuderte der Marbachjoch-Riese einen noch größern Stein auf die Salve hinüber und traf gerade deren Gipfel. Dieser war somit Sieger. Der Stein wurde später gesprengt und zum Baue des Salvenkirchleins verwendet.

Auf einem Bergübergang, in der Nähe des Marbachjoches liegt ein Stein, der hat eine weite Spalte. Vor Zeiten Pflegte ein riesenhafter Schmalzträger, wenn der mit schwerbeladener Kraxe von den Almen kam, auf jenem Granitblocke zu rasten. Einmal riß er ihn, um bequemer seine Last abzulegen, auseinander. (Beilage zur Donau 1855. Nr. 35.)

Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 207, S. 126.