Der Geist vom "Ebendl"

Das "Ebendl" liegt ein Stück unterhalb von "Marbach". Dort gab es einmal einen Melker, der die Schweine stets zu heiß fütterte, sodass sich die Tiere regelmäßig den Rüssel verbrannten. Dafür musste der Knecht nach dem Tod büßen und als Geist auf der Aste arbeiten. Einesteils waren die Leute froh, einen billigen Helfer zu haben, andererseits wären sie den Geist aber doch gern losgewesen - wenn sie nur gewusst hätten, wie sie es anstellen könnten. Es war an einem Sonntag und alles dem Dorf zugewandert -außer dem Hüterbuben. Da kam diesem ein Gedanke. Er machte hinter der Hütte ein großes Feuer und hielt das Ende eines langen Astes in die Glut. Als es rot aufglühte, zog er den Ast zurück und rannte damit hinter den Saustall, wo der Geist gerade beim Mistantreten war. Mit aller Gewalt stieß ihm der Bub den glühenden Stock in den Leib. Im selben Augenblick stieg ein weißer Schleier auf, und eine Stimme rief: "Vergelt's Gott, jetzt bin ich erlöst!" Seitdem hat sich der "Ebendlgeist" nicht mehr gezeigt.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 105f.