Hifalan und Hafalan

Auf der "Schladerhüttn" am Ramsberg war vor vielen Jahren ein Senner in Dienst, dem es dort recht gut gefallen hätte, wäre da nicht der Geist gewesen. Jede Nacht spukte er um die Hütte herum und jammerte dabei: "Gerlossteinwand, so klein wie eine Hand, Brandbergkogel, so klein wie ein Vogel."

Endlich nahm der Almer seinen ganzen Mut zusammen und trat, als er den Geist in der Nacht wieder klagen hörte, vor die Hütte und fragte: "Was soll dein Gejammer?"

Da wehte es zu ihm her, und ein alter Mann mit weißem Bart stand vor ihm. Er stützte sich auf einen Hirtenstab und sagte: "Bis die Gerlossteinwand so klein ist wie eine Hand und der Brandbergkogel so klein wie ein Vogel, so lang muss ich büßen."

"Da wirst lang warten müssen", meinte der Senner. "Gibt es kein anderes Mittel?"

"O ja", antwortete der Geist. "Wenn du mir etwas zeigen kannst, was ich da heroben noch nie gesehen habe, bin ich erlöst."

Darauf verschwand er. Der Senner überlegte hin und her, es wollte ihm aber nichts einfallen. Da erinnerte er sich, dass unter der Küchenbank eine Kiste voll Eierschalen stand, die sich durch die Jahre angesammelt hatten. Kurz entschlossen verstreute er die Schalen auf dem Küchenboden und rief dann nach dem Geist. Als der in die Hütte trat und die Bescherung sah, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und rief: "Um Gottes Willen, so viel Hifalan und Hafalan hab' ich noch nie gesehen!" Darauf verschwand er, und der Senner hatte künftig seine Ruhe.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 78f.