Der wilde Mann von "Stoanach"

Unterhalb des Hofs "Untered" im Gschwend ist ein steiles Feld mit einem Acker, dann beginnt der Wald. Das ganze Gelände trägt den Namen "Stoanach" - ein Hinweis auf den steinigen Grund. Aus diesem Wald kam früher in jedem Frühjahr ein großer, alter Mann mit langem Bart. Er ging von Hof zu Hof und sagte den Leuten, dass es Zeit sei, mit dem Anbau zu beginnen. Obwohl er verwildert aussah, fürchtete niemand den Besucher, schließlich tat er keinem Menschen etwas zuleide, im Gegenteil. Einmal blieb der "Wilde" den Schwendbergern gar zu lang aus. Sie fürchteten, der Alte könnte gestorben oder ausgewandert sein, und begannen eines Morgens mit der Arbeit, pflügten die steilen Äcker und säten das Korn. Ein paar Tage später kam der "Wilde" aus dem "Stoanachwald". Als er sah, was geschehen war, begann er laut zu jammern. Lang noch waren seine klagenden Rufe zu hören, als er in den Wald zurückging, wo er sich an einen Felsen lehnte und starb.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 98f.