Der Tod des Kindes

Bei einem Bauern in der Eckartau lag ein zehn Tage alter Säugling im Sterben. Der Bauer, sein Weib und deren Mutter saßen in der Stube, beteten und warteten auf den letzten Atemzug des Kindes. Das arme "Würml" aber rang mit dem Tod und konnte nicht sterben. Da sagte die Großmutter zum Bauern: "Steig' aufs Dach und dreh' drei Schindeln um, damit's das arme G'schöpf endlich derstirbt!"

Der Bauer tat, wie ihm geheißen. Als er wieder in der Stube war, hörten sie im Stall Schritte wie von schweren Nagelschuhen. Dann schlug es mit großer Gewalt dreimal an die hintere Haustür.

Der Bauer hielt Nachschau, es war aber niemand zu sehen. Da sagte die Bäuerin:

"Jetzt kommen meine zwei Brüder 's Kind holen."

Die beiden waren im Ersten Weltkrieg gefallen. Und wirklich hörte das Kind zu atmen auf und war endlich erlöst.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 109f.