Der Fischer vom Wiesenhof

Am Waldhang des Hausererbergs steht auf einer Lichtung der "Wiesenhof". Vor vielen Jahren lebte dort ein Bauer, dem alle Fischwasser in der Gegend gehörten, wodurch er steinreich geworden war. Mit dem Reichtum wuchs aber auch der Geiz des Bauern. Seine Fische konnten sich nur wenige leisten, aber bevor er sie billiger hergab, ließ er sie lieber verfaulen. Klopfte ein Armer an die Tür und bat um ein Almosen, wurde er mit harten Worten abgewiesen. Dass der Bauer einmal auch ein gutes Werk getan hätte, davon ist nichts bekannt. Das Leben aber sorgt immer wieder für gerechten Ausgleich. Der Mann konnte nichts von seinem Reichtum mitnehmen, als er seine Augen für immer schloss, und da es keine Erben gab, wurden sein ganzes Hab und Gut unter den Armen aufgeteilt.

Der Geizhals fand im Grab keine Ruhe. Jede Nacht musste er zum Wiesenhof hinaufwandern und dort fischen. Sommer wie Winter, Jahr für Jahr, bis der See nach vielen hundert Jahren endlich austrocknete. Erst dann war die arme Seele erlöst.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 111.