Drei Blutstropfen
Während die Juden das Anderle von Rinn am 12. Juli 1462 marterten,
schnitt seine Mutter auf einem Ambraser Acker Korn. Eine unerklärliche
Angst drückte sie nieder und als sie trotzdem ihre Sichel scharf
führte, sah sie Plötzlich, daß auf ihre rechte Hand ein
warmer Blutstropfen gefallen sei. Verwundert zeigte sie die Hand ihren
Mitarbeiterinnen, die sie zu beruhigen suchten. Sie trocknete ihre Hand
und setzte ihre Arbeit fort. Doch siehe, bald fiel ein anderer warmer
Blutstropfen auf ihre Hand, und während sie diesen den Anwesenden
zeigte, siel ein dritter nieder. Da ließ es ihr keine Ruhe und sie
eilte der Hochstraße zu nach Haus. Dieses hat sich ereignet auf
den Gütern, welche auf dem oberen Feldtheil gelegen sind, unweit
von dem Ort, wo jetzt dem heiligen Isidor, dem heiligen Andreas von Rinn
und der heiligen Notburga eine kleine Kapelle erbaut steht. (Sehr verbreitet.)
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 323, Seite 194.