Herzog Friedrich in Landeck

Friedrich tauchte auf dem Zappenhofe, der zwischen Tobadill und Perfuchsberg liegt, aus seiner Verborgenheit auf. Eines Abends erschien ein Fremdling mit einer Laute am Arm und spielte einige wehmüthige Weisen. Der Bauer, der mit seiner Familie in der Stube sich befand, gieng hinaus und lud den Sänger gutherzig ein, unter sein Dach zu treten und an seinem Tische Theil zu nehmen. Der Fremde trat ein, und nach dem Tische lauschten alle seinen Erzählungen. Endlich besang er in wehmüthigem Tone das Schicksal eines Ritters, der von Haus und Hof vertrieben, von Freunden und Unterthanen verlassen, hilflos und elend in der Welt herumirrte. Da blieb kein Auge trocken und selbst auf die braunen Wangen des abgehärteten Bauers fielen Thränen. Als der Sänger diese innige Theilnahme sah, gab er sich mit den Worten:

"Ich bin Friedel, euer Landesfürst"

zu erkennen - und endloser Jubel ertönte in der Bauernhütte. Schnell, wie der Wind, verbreitete sich die Freudenbotschaft, und am folgenden Tage strömte das Landvolk auf den Kirchplatz zu Landeck, um den heißgeliebten Fürsten zu sehen. (Landeck. Echo von den Alpen II, S. 8.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 972, Seite 555f.