Die Landecker Hexe

Auf dem Schlosse Landeck lebte vor langer Zeit eine alte Frau und die war eine Erzhexe. Unter andern Zaubersachen hatte sie einen Sattel, auf den sie sich hinwünschen konnte, wohin sie wollte. Wenn sie Milch sott, - denn Milch war nebst Menschenfleisch ihre Lieblingsspeise, - und kein Salz hatte, so setzte sie sich auf den Zaubersattel und in einer Minute war sie zu Hall, wo sie Salz kaufte oder stahl. Bevor die Milch gesotten war, befand sie sich wieder am Herde. Einmal bekam ihr aber die Fahrt schlecht. Sie wollte sich an einem Festtage Salz holen und fuhr durch die Luft. Als sie gerade über eine Kirche dahinritt, begann es im Thurme zur Wandlung zu läuten. Darob erschrack [erschrak] die Hexe so sehr, daß sie vom Sattel fiel und aus der Luft stürzte. Man fand nach dem Gottesdienste sie ganz zerquetscht auf dem Freithofe [Friedhof] liegen. (Oberinnthal.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 798, Seite 465.