Hexenmusik

Von Stanzach gieng vor Zeiten der "Waldjohler" jede Nacht bis zum Nikolausbrunnen an der Thalscheide von Namlos und Fallerschein auf der rechten Seite des Thales hinein und kehrte auf der linken zurück. Dabei stieß er von Zeit zu Zeit ein furchtbares Gebrülle aus, welches zu heiligen Zeiten immer stärker war. Man hat ihn auch mit der wilden Jagd ziehen sehen. Einmal machte ein Wildschütze Feuer auf, da zog der Waldjohler an ihm vorbei; zugleich sprang auch ein Hirsch plärrend auf und mit dem Waldjohler thalein.

Besagter Nikolausbrunnen entspringt im wilden Gewänd und soll vom hl. Nikolaus geschlagen worden sein, als er die Namloser Kinder bescherte.

Wildheuer hören, wenn sie nachts auf dem Heuschober liegen, beim Einschlafen eine wunderschöne Musik, welche allmälig in der Ferne verstummt; man nennt sie die Hexenmusik. Ein Mann fand einmal auch eine zerbrochene Geige und nahm sie nach Hause; mit der Zeit kam ihm dieselbe nicht mehr geheuer vor, und er verbrannte sie. (Lechthal. Chr. Schneller.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 738, Seite 417f.