Klobenstein

Außer Kössen, an der Gränze [Grenze] zwischen Tirol und dem Baierland, ist eine Kapelle. Diese soll auf den Platz, wo sie gegenwärtig steht, von Engeln hingetragen worden sein; früher war sie auf der andern Seite des Baches gestanden. Dort lag nicht weit davon ein ungeheurer Stein, so daß die Wallfahrer aus Baiern deßhalb einen Umweg nehmen mußten. Einmal rastete vor diesem Felsblock ein graues Weiblein, das in frommer Andacht weit hergereist war, und dachte:

"Wenn ich doch gerade ausgehen könnte, es liegt mir dir Müdigkeit schon in allen Gliedern. Aber jetzt muß ich noch den Umweg machen."

Da schwebte die Mutter Gottes [sic] aus der Kapelle über den Stein hin und theilte ihn mit dem wallenden Schleier. Nun konnte das Mütterchen durch die Kluft zwischen den beiden Stücken hindurchgehen und war sogleich an der Kapelle. Seitdem heißt dieses Wallfahrtskirchlein beim Klobenstein. (Küssen. Donau 1855 Nr. 3b.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 835, Seite 489f.