Die Kröte im Michaelskirchlein

Im Michaelskirchlein zu Schwaz ist ein wunderthätiges Bild. Das Christus im Elend darstellt. Das Volk hat zu diesem Gnadenbilde ein großes Vertrauen, und selbst im strengsten Winter finden sich dort spät abends noch fromme Beter. In dieser Kapelle sah man an gewissen Tagen, gewöhnlich an Vorabenden hoher Feste, eine große Kröte. Sie kroch zum Altare, richtete sich dort auf ihren Hinterfüßen auf, hielt die Vorderfüße zusammen und hielt sie in die Höhe, als ob sie beten wollte. Diese Kröte ist schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen worden; das Volk erzählt sich aber oft davon und sagt, sie sei eine arme Seele gewesen. (Schwaz.)

Kröte © Berit Mrugalska
Kröte am Handlauf der Totenkapelle Hll. Michael und Veit, Schwaz
© Berit Mrugalska, 8. Februar 2005

Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 332, Seite 198.